STATSRAAD LEHMKUHL - Grosse Überholung beendet

    Die STATSRAAD LEHMKUHL im Dock "entmastet"
    Die STATSRAAD LEHMKUHL im Dock

    Die Überholung der STATSRAAD LEHMKUHL in 2024, 110 Jahre nach ihrem Stapellauf 1914 auf der Tecklenborg Werft in Geestemünde, ist die Umfassenste, die je durchgeführt wurde.
    Neben der kompletten Erneuerung des Riggs, des stehenden und laufenden Guts, sowie der Entlackung, Dickenmessung und Konservierung der Masten und Rahen (innen wie aussen), mussten etliche Stahlplatten am Unte  rwasserschiff ausgetauscht werden.
    Damals, 1914, hat man genietet. Die in der Stahlstärke nicht mehr ausreichenden Platten wurden herausgetrennt und durch Neue ersetzt, mit dem herkömmlichen Nietverfahren, wo möglich.

    Zusätzlich mussten Holzarbeiten fachmännisch durchgeführt und die alte Kombüse durch eine neue (siehe Foto unten) ersetzt werden, mit allen notwendigen Arbeiten an den Ver- und Entsorgungsleitungen.


    Was hat das ganze nun gekostet? 8.200.000 Euro, ein stolzer Betrag, der von vielen Sponsoren und dem norwegischen Staat aufgebracht wurde. Auch TALL-SHIP Friends Deutschland hat, wenn auch nur kleinen Betrag, gefördert. Es ist das Ziel, diese schmucke Bark deutscher Provinienz über die nächsten Jahrzehnte zu erhalten, nicht als Museumsschiff, sondern als Ausbildungsschiff unter Segeln für Marine und Trainees jeder Altersklasse.

    Die nachfolgenden Bildsequenzen zeigen beispielhaft die Anzahl der Arbeiten an der Bark, durchgeführt von Firmen aber auch der Crew der Statsraad, ob angestellt oder ehrenamtlich. Jeden Tag waren 80 Personen auf der Werft, davon 30 von der Stiftelsen Seilskipet Statsraad Lehmkuhl, die auch die Fotos bereitgestellt hat.

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    Überholung und Konservierung Masten, Rahen, Unterdeck (innen)

    Alle Masten und Rahen wurden sowohl aussen als auch innen gestrahlt, die Stahlstärke mit Ultraschall gemessen und dort, wo notwendig, durch Auftragsschweißungen repariert. Die Lackierung in mehreren Schichten erfolgte in einem eigens dafür aufgebauten Zelt.
    Im Schiff wurde sämtlicher Ballast, der sich im Unterdeck bis auf den Kiel zwischen Spanten und Wrangen befand, ausgeräumt. Eine schweißtreibende Arbeit. Neben Granitsteinen in Pflastergröße erblickten auch Eisenmasseln, die noch aus der Zeit des Baus im Jahre 1914 stammen, das Tageslicht. Insgesamt 700 Tonnen!
    Schließlich wurde auch der Innenraum komplett gestrahlt, Spanten und Wrangen geschweißt, wo nötig, und in mehreren Aufträgen lackiert. Der Ballast wurde dann wieder eingbracht, allerdings liegt er diesmal an Schweißlatten an, die eine Berührung mit der Aussenhaut vermeiden.

    Anfertigung Stehendes Gut

    Die Takelage, das stehende Gut, wurde ebenfalls in einer Halle vorbereitet, natürlich nach Zeichnung. Hierzu hatte die Stiftung eine niederländische Firma beauftragt.
    Auf den Fotos ist das Bekleeden der Wanten, Pardunen und Stagen zu sehen, mit Naturhanf, der danach noch gelabsalt wird, mit Teer.

    Holzarbeiten

    Natürlich waren auch Holzarbeiten durchzuführen. Wichtig, weil sonst kommt man da nicht dran, sind die Holzkeile, welche die Masten in jedem der zwei Decks fixieren. Diese sind speziell für den Ort, an dem sie sitzen müssen, angefertigt.
    Daneben war die Holzreling fällig, mit einem neuen Klarlack überzogen zu werden. Aber erst schleifen und dann in mehreren Schichten lackieren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
    Und schließlich mussten auch alle Holzblöcke überholt werden.

    Stahlbau Unterwasserschiff

    Eine der aufwändigsten Arbeiten neben der Herstellung des neuen Riggs war die Überholung des Unterwasserschiffs. Nach dem Entlacken der Aussenhaut und dem Strahlen innen kam die Wahrheit ans Licht: Wie dick ist der Stahl und wo muss ersetzt werden. Das Ergebnis der Messungen führte dann dazu, dass mehr ausgetauscht werden musste, als vor der Überholung angenommen. Die Klassifizierungsgesellschaft DNV (Det Norske Veritas) macht hier Vorgaben, sonst gibt es keine neue Zulassung. Somit war dann auch der geplante Herbsttörn nur noch Papier, die Werftzeit mußte verlängert werden.
    Die Bilder geben einen kleinen Eindruck über den Umfang. Da, wo wieder genietet werden konnte, hat man das altbewährte Verfahren eingesetzt. An bestimmten Nahtstellen ging es aber nur mit Schweißen. Wie der Nietprozess im Detail abläuft zeigt der Artikel unter der Rubrik Technik und Umwelt "Ein Niet der hält, wenn man es richtig macht!"

    Montage des Riggs

    Die Montage der Masten, Rahen und des stehenden Gutes ist Arbeit für Spezialisten. Da die Werft keine Krananlagen mehr hat, muss nicht selten mit 2 mobilen Kranen gearbeitet werden.
    Die Masten werden auf das Kielschwein gesetzt und mit den Holzkeilen zwischen den Decks fixiert. Danach erfolgt die Befestigung der Wanten, Stagen und Pardunen. Mit Spannschrauben werden die Masten exakt ausgerichtet und fixiert. Alles in luftiger Höhe mit Hubsteigern und Klettergeschirr. Schließlich die Stengen, die Rahen, das laufende Gut mit den Segeln. Alles wie Neu!
    Auch die Gallionskrull wurde sorgfältig restauriert und zuerst angebracht, dann kam der Bugstriet an seinen alten Platz.
    Es folgten noch einige Feinarbeiten am Rumpf - Fertig ist die STATSRAAD LEHMKUHL.
    Nach 7 Monaten in der Werft wird Mitte Dezember das neue Rigg "eingesegelt" - Abnahme auf See.

    Wir wünschen der STATSRAAD LEHMKUHL allzeit guten Wind und viel Wasser unter dem Kiel auf dass sie uns noch viele Jahre erhalten bleibt und wir gerne an Bord kommen, um einen unvergesslichen Segeltörn zu erleben.

    Letzte Arbeiten vor dem Fluten des Docks

    Ballast einbringen, 700 Tonnen Granitsteine!
    Der Kasten für die Messinstrumente unter dem Kiel ist fertig bestückt.
    Dock beräumt und gesäubert, dann wird heute geflutet.