Vor 20 Jahren: Rückkehr und Taufe der GORCH FOCK (I) in Stralsund

     „Ich bin ja so aufgeregt“, gestand Erich Lafrenz. Der damals 83-jährige Kieler konnte zu Recht sagen, auf der ersten „Gorch Fock“ gefahren zu sein. „Als Wachtmeister war ich bis zur Versenkung des Segelschulschiffes am 30. April 1945 im Strelasund dabei“. Auch Wolfgang Beeck, der letzte Vorsitzende der Bordgemeinschaft von 1945. Am 29.11.2003 waren er und drei seiner ehemaligen Kameraden (alle inzwischen verstorben) von der Bordgemeinschaft „Gorch Fock“ Ehrengäste.

    Mit zwei Schleppern wurde die Bark durch die Ziegelgrabenbrücke an ihren alten und neuen Liegeplatz verholt.

    Marine Musikkorps Ostsee läuft ein!
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    Die Bark läuft mit Schlepperhilfe am 29.11.2003 in den Alten Hafen in Stralsund ein.

    Punkt zehn Uhr hatte die „Gorch Fock“ festgemacht – an der Ballastkiste im Stralsunder Nordhafen, ihrem letzten Stralsunder Liegeplatz. Sprachlos bestaunt von tausenden Zuschauern. Sie warteten nur darauf, endlich „ihr“ Schiff besichtigen zu können. Doch was wäre alles ohne eine Zeremonie? Das Marinemusikkorps Ostsee besorgte die musikalische Einstimmung mit „Gruß an Kiel“, die Stralsunder Partnerstadt, in der die zweite „Gorch Fock“ der Deutschen Marine zu Hause ist.

    Rosemarie Schmidt-Walther, waschechte Stralsunderin und Ehefrau des Initiators der Rückholaktion von Wilhelmshaven nach Stralsund, indes stellte sich einem NDR-Interview: „Ein Schiff zu taufen, das macht man doch nur einmal im Leben“, sprach sie lächelnd von erhöhter Rednerposition, wo auch städtische und Landesprominenz versammelt war, in die Mikrofone.

     „Vor 70 Jahren“, so begann die Taufpatin ihre Rede, „wurdest Du mit einem Spruch des Dichters Johann Kinau alias Gorch Fock getauft. Seitdem hast du eine wechselvolle Geschichte durchlebt, auch im wahrsten Sinne des Wortes Höhen und Tiefen. Jetzt bist du wieder zurückgekehrt in deinen alten Heimathafen Stralsund. Ich wünsche dir ein langes Schiffsleben und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel! Ich taufe Dich auf den Namen ´Gorch Fock`!“ Nach gezieltem Wurf ein dumpfer Knall, und die Champagnerflasche platzte am schneeweißen Rumpf. Dann die Flaggenparade:  Eine überdimensionale Schwarz-Rot-Goldene-Flagge wurde am Besanmast geheißt. Kaum waren die letzten Klänge der Nationalhymne verweht und die Gäste im Kapitänssalon zum Sektempfang abgetaucht, hatten die Helfer des damaligen Fördervereins aus Freiwilligen keine Chance mehr: Halb Stralsund stürmte das neue maritime Symbol der Hansestadt. „Gorch Fock“ war endlich wieder zu Hause! Ein Traum wurde wahr.

    Die Taufpatin im Medienrummel nach der Taufe.
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    Es fanden sich viele Zuschauer ein.
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    Der historische Hafen 2003 noch ohne Ozeaneum
    GORCH FOCK (I) an der Ballastkiste nach 2008

    Ein Beitrag (Text und Fotos) von Dr. rer. nat. Peer Schmidt-Walther - Schifffahrts- u. Reisejournalist, Stralsund
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